Wir Menschen haben uns im täglichen Umgang miteinander auf „Bild und Ton“ verständigt. Haben wir gehörlose Menschen in unserem Umfeld, werden wir sehr deutliche Mimik einsetzen, um zu kommunizieren. Und nichts anderes benötigt unser Odin.
Er muss eine sehr klare, für ihn gut erkennbare Führung bekommen, er sollte keinen Reizüberflutungen ausgesetzt werden und wir sollten uns an ihm erfreuen. Eine völlig falsche Behandlung von ihm wären zaghafte, zurückhaltende, von Mitleid geprägte Aktionen. Odin war bereits in einem Zuhause und leider wurde der ursprünglich geführte und gut strukturierte Alltag nach und nach aus den Augen verloren und Odin war gezwungen, selber Führung zu übernehmen – womit er völlig überfordert ist.
Ein kurzer Überblick über Odins bisheriges Leben geben, damit man sich ein besseres Bild von ihm machen kann:
Als Odin Ende 2020 in die Obhut der Tierschützer kam, nahmen diese einen kleinen weißen Boxerjungen auf, der sein Leben genauso wie sein damaliger Halter als Obdachloser führte. Ihm fehlte ein Rückzugsort, eine warme, kuschelige Höhle, in der er entspannt liegen und Stress abbauen konnte. Er hatte keinerlei Führung, war ohne ausreichendes Futter und wurde leider immer wieder für ihn völlig unersichtlich sehr grob gemaßregelt. Wir gehen davon aus, dass seine Taubheit nicht erkannt wurde. Demzufolge führte jedes Verhalten, dass der Besitzer als Bockigkeit oder eventuell Trotz auslegte, zu schlimmen Strafen.
Odin war traumatisiert und verstört und nachdem er übernommen wurde, begannen intensive Trainingswochen, in denen er lernte, langsam zu vertrauen. Die Traumatisierung war nach guter Arbeit mit ihm nicht mehr sofort zu bemerken und er kam plötzlich in die Situation, dass er von lieben Menschen einfach nur gekuschelt und liebkost wurde. In solchen Situationen hätte er gerne geschnurrt, er konnte nicht genug davon bekommen und wurde zu einem weißen Schmusebären.
Damit Odin nicht wieder in alte Verhaltensweisen kippte, bekam er einen sehr klar und für ihn deutlich geführten Alltag. Der Ablauf war gut strukturiert, er hatte immer eine klare Vorgabe. Wir wissen, wie schwierig es als Hundehalter sein kann, sich immer wieder selber zu kontrollieren und keineswegs im Überschwang „alle fünfe“ gerade sein zu lassen.
Aber Odin ist ein sehr feinfühliger, jedoch mit schlichtem Denkvermögen ausgestatteter Hund, dem die in der Pubertät fehlende Führung schnell anzumerken ist. Bekommt er eine klare Vorgabe, dann sieht man ihn angestrengt nachdenken, er wedelt dann vorsichtig mit der Rute, um eine Bestätigung zu bekommen. Dabei ist es unwichtig für ihn, ob er die Aufgabe erfüllt hat oder nicht. Odin beherrscht durch die Hand optisch übermittelte Grundkommandos. Und ebenso ist er mit Artgenossen verträglich und pöbelt niemanden an.
Von seinem Leben hat Odin eine eigene Sichtweise und die ist leicht zu erfüllen: er möchte nie mehr hungern, sondern mit gut gefülltem Hundebäuchlein in einer warmen Höhle oder Box liegen und seine Ruhe haben. Er ist niemals auf Provokation aus, er hat eben Lücken in der sozialen Interaktion. Und um sein Glück komplett zu machen, wäre ein eigener Garten für ihn wunderbar. Ein Garten, groß genug, damit er darin durch die Gegend laufen und schauen kann und wenn es an der Zeit ist, wieder in seine Höhle zu gehen und sich auszuruhen.
Odin geht aber auch gerne spazieren. Er läuft flotten Schrittes an der Leine. Damit es in bestimmten Situationen zu keinen Überraschungen kommt, ist Odin gut an einen Maulkorb gewöhnt.
Wenn ich noch einmal unsere Wünsche für unseren Schmusebären zusammenfassen darf:
Wir suchen erfahrene und begeisterte Boxerleute, die genau wissen, dass sie immer im Hinterkopf behalten müssen, dass Odin Struktur, klare Regeln und genormte Abläufe im täglichen Miteinander benötigt.
Odin ist ein Sorgenkind, es besteht aber kein Grund, ihn zu bedauern und zu verhätscheln wegen der Folgen, die Menschen seiner Seele angetan haben. Viel sinnvoller und für ihn genau richtig wäre eine große Bereitschaft, ihm ein von nun an passendes Leben zu ermöglichen und Verständnis aufzubringen, wenn es einmal nicht wie erwartet läuft.
Obwohl wir alle der Meinung sind, dass Hunde immer als unsere Begleiter mit ins Wohnhaus gehören, möchten wir in Odins Fall einmal anders argumentieren. Denn einzig sein gutes und für ihn zufriedenes Leben stehen im Vordergrund. Und wir sind der Meinung, dass Odin mit einem beheizbaren, kuscheligen und gemütlichen Außenquartier mit Gartenzugang überglücklich wäre. Das klingt ungewohnt, aber es geht hier einzig um die Zufriedenheit unseres großen, etwas schlicht denkenden, tauben Boxerjungen.
Wenn Sie von sich sagen, dass Sie unserem Odin gerne Hilfestellung und ein zufriedenes Leben ermöglichen möchten und sich bei uns melden, dann käme das dem Finden der Nadel im Heuhaufen gleich.
Zu Beginn mag dieser Text Sie abschrecken oder irritieren, aber mit der genauen Einweisung in die Regeln im Alltag und nach dem Kennenlernen unseres Boxerjungen ist es kein Problem – wenn Sie konsequent und klar in Ihren Vorgaben sind.
Wir würden uns sehr über Ihre Bewerbung freuen und unser Odin wäre überglücklich, sein „Für-immer-Zuhause“ zu beziehen. Ein Zuhause, in dem er akzeptiert wird, wie er ist.